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Die Erfahrung in der Entwicklung von Sonderklebstoffen kam dem Harzhersteller Resinnovation zugute bei der Entwicklung des RabbitResin für Polypipe im nordrhein-westfälischen Siegen. Das orangefarbene Harz für die Rohrinnenbeschichtung ist das Herzstück des Polypipe Coating System, an dessen Gelingen auch noch ein weiteres Unternehmen beteiligt war: Denn Resinnovation und Polypipe holen Innoquip mit ins Boot, einen Maschinenhersteller aus dem rheinland-pfälzischen Taunus, der seit Jahren eng mit Resinnovation zusammenarbeitet.
Januar
Die beiden Geschäftsführer von Polypipe, Jens Becker und Oliver Seemann, waren auf der Suche nach einem geeigneten Harz für die Rohrinnenbeschichtung im Sprühverfahren – und parallel dazu nach den passenden Geräten für die Anwendung: vom Mischen des Harzes über die Förderung zur Schadensstelle bis hin zum Auftragen selbst. „Bei den vorhandenen Systemen werden die Komponenten erst im Sprühkopf gemischt. Aber dann entsteht das Mischungsverhältnis im Zufallsprinzip. Wir wollten sicher sein, dass das Harz immer korrekt gemischt in den Sprühkopf gelangt“, so Seemann.
Jens Becker schildert die Herausforderung: „Wir hatten Kundendruck: Je länger die Aushärtezeit des Kunstharzes für die Rohrinnenbeschichtung ist, desto größer die Probleme der Kundschaft. Bei dieser funktionalen Instandsetzung geht es um In-House-Arbeiten. Wenn die Bewohner vor Ort sind, wollen sie auf Toilette gehen. Während der Arbeiten untersagst du ihnen aber genau das. Also sind wir vom Kunden aus darauf getrimmt, die Aushärtezeit so gering wie möglich zu halten.“
Februar
Die Herausforderung: die Entwicklung eines schnell aushärtenden Harzes. „Wir sind an Resinnovation mit der Vorgabe herangetreten, ein neues, schnelles Harz für die Rohrinnenbeschichtung zu entwickeln – das gleichzeitig lang genug offenbleibt, um bis an die Sanierungsstelle gefördert zu werden“, schildert Becker und betont: „Wir wollen in Deutschland entwickelte und produzierte Ware, damit die Kontaktpersonen stets erreichbar sind. Wir wollen zeitnahe Ergebnisse, die wir selbst mit beeinflussen können. Und wir wollen ein Harz, das funktioniert – und dauerhaft lieferbar ist!“
März
Schnelligkeit war das Gebot der Stunde – deshalb musste im Labor eine Epoxy-Lösung einem Polyurethanharz weichen, so ein Chemiker von Resinnovation: „Die große Herausforderung ergab sich aus dem Wunsch nach einer sehr kurzen Offenzeit. Das Harz sollte nach kürzester Zeit klebfrei sein, damit das Equipment für die nächste Auftragsschicht zurückgezogen werden kann, ohne an der ersten aufgetragenen Schicht kleben zu bleiben.“ Denn bei der Rohrinnenbeschichtung wird die Sprühvorrichtung nach jedem Sprühvorgang wieder zurückgezogen, um im folgenden Durchgang die nächste Schicht aufzutragen. In zwei bis drei Schichten werden jeweils 1 bis 1,5 mm aufgebaut, um die geforderte Schichtstärke von 3 mm zu erreichen. Ein weiteres Kriterium war die Viskosität: Das Harz muss bis zu 20 Meter weit gefördert werden, darf also nicht zu hochviskos sein – zugleich muss es Thixotrop genug sein, um nicht von der Rohrwand abzutropfen.
Auch die Chemikalienbeständigkeit ist endscheidend. Bei Beschichtungen im Abwasserbereich muss das Material sich gegen chemische Angriffe wie etwa durch zehnprozentige Schwefelsäure behaupten können, auch wenn es sich „nur“ um häusliches Abwasser handelt.
Während im Labor getüftelt wurde, entwarfen die Konstrukteure bei der Firma Innoquip parallel eine Maschine, die sowohl Harz und Härter im richtigen Mischungsverhältnis mischt, diese im nächsten Arbeitsgang auch direkt an die zu sanierende Stelle fördert und dort auftragen kann. Das dritte Team entwickelte eine App für das Verfahren, mit der die Dosiertechnik und Fördertechnik optimal gesteuert werden können, die begleitend zur Sanierung einen Bericht über die Sanierungsmaßnahme erstellt und so für eine papierlose Dokumentation sorgt.
April
Dass alle Teams parallel und eng vernetzt mit regem Austausch an den verschiedenen Komponenten des Systems arbeiten, habe den großen Vorteil, dass man sich jederzeit untereinander austauschen, sich aneinander anpassen kann, unterstreicht der Chemiker: „Dass die Maschine parallel zum Harz entwickelt wurde, hat uns bei der Harzentwicklung und den Tests vor Ort sehr geholfen. So konnten wir das aktuelle Harz immer zeitnah in der Anwendung testen.“
Mai
Von der Theorie in die Praxis: Mit einem Prototyp der Maschine, konnte das Konzept in die Realität umgesetzt werden. „Wir bekamen den Auftrag, „eine ,geringe‘ Menge im Labor zu produzieren,“, schmunzelt der Chemiker und erläutert: „In diesem Fall waren 20 bis 30 kg für einen Maschinenfüllung notwendig. Das ist für das Labor, das üblicherweise etwa zwei Kilo auf einmal produziert, schon eine Herausforderung, mal eben das Zehnfache anzusetzen.
Juli
Im Sommer wird es Zeit, dem Kind einen Namen zu geben – dieser soll die Schnelligkeit des Systems hervorheben, auffallen und sich einprägen: Der RabbitCoater (Misch- und Dosiertechnik), der RabbitMover (steuert den Rückzug des Schlauchpakets), die steuernde App RabbitControl und das RabbitResin, das Harz für die Rohrinnenbeschichtung, werden aus der Taufe gehoben.
Nach der Laborphase kommt die Produktionsphase: das RabbitResin musste in größeren Chargen produziert werden. Nun wird statt 10 mal 2 kg gleich eine halbe Tonne Material auf einmal produziert.
Oktober
Doch im Herbst kommt Farbe in die Sache – RabbitResin glänzt in leuchtendem Orange! Die Firmenfarbe von Polypipe – und eine Farbe, die gut in die Zeit passt, so Becker: „2020 war Orange Trendfarbe. Und damit setzen wir uns auch optisch deutlich von anderen Verfahren im Bereich der Rohrinnenbeschichtung ab.“ Auffallen ist ab nun Programm, denn Polypipe geht mit ihrem System in den Vertrieb. Immer mehr Kunden lassen sich überzeugen, was das Team RabbitCoater, RabbitMover, RabbitResin und der Führung der App RabbitControl so alles draufhat.
November
Jetzt wird hochskaliert - nach elf ereignisreichen Monaten wird aus der Versuchsreihe eine Serienproduktion. Die Anfragen von Sanierungsfirmen nehmen zu, die im südpfälzischen Rülzheim produzierten und versandten Harzmengen steigen. Die App RabbitControl wird in den AppStore aufgenommen. Und im Taunus gehen RabbitCoater und RabbitMover in Serie.
Im darauffolgenden Frühjahr wird es nochmal ernst: Für die Zulassung durch das Deutsche Institut für Bautechnik stehen zahlreiche Tests in Prüflaboren an. Aufwändige Test auf Zugfestigkeit, chemische Beständigkeit, Abbrieb- und Hochdruckspülfestigkeit werden von unabhängigen Labors abgeprüft. Es werden noch einige Monate vergehen, bis Polypipe das Zertifikat in Händen hält. Dann flattert Schreiben ins Haus: Die DIBt-Zulassung ist erteilt - unter der Zulassungsnummer Z-42.3-601 geht die „Sanierung von Schadhaften Abwasserleitungen innerhalb von Gebäuden im Nennweiten von DN 40 bis DN 200 mit dem Beschichtungssystem der Bezeichnung „RabbitCoating“ ihren Weg.
Quelle: Resinnovation, Autorin: Katja Nicklaus
Ihr findet den Artikel unter: https://bi-medien.de/fachzeitschriften/umweltbau/kanalsanierung/ein-kunstharz-entsteht-in-11-monaten-von-der-idee-bis-zur-serienreife-u18601